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Roland Salz                                                                      
                                                                      Meditationen über Architektur

VII. Der Eingangsbereich

 

Den Eingang des Chalets erreicht man, indem man, von dem Schotter- fahrweg kommend, die kleine Brücke überquert und dem Weg folgt, der unterhalb des Felsvorsprunges im Norden leicht ansteigt. Etwa zehn Meter nach der Brücke gelangt man in den erwähnten, von dem Betonbalkengitter in einen Halbschatten versetzten Bereich. Hier öffnet sich, schräg vom Weg abzweigend, eine kleine, längliche, in südwest- liche Richtung weisende Loggia. Sie ist überdacht, stellt also gegen- über dem Balkengitter einen höheren Grad an Umbauung dar. Trotz- dem ist sie noch weit davon entfernt, ein geschlossener Raum zu sein: sie hat Öffnungen nach allen vier Seiten. Rechts gibt sie, über ein kleines Bassin hinweg, das von einem aus der Mauer hervortretenden, plätschernden Wasserstrahl gespeist wird, noch einmal den Blick auf den von dem Balkengitter überfangenen Weg frei. Die linke Öffnung geht zur nördlichen der beiden Terrassen des Parterre und, noch einmal links um die südliche Begrenzungsmauer der Loggia herum, über eine schmale, zwischen zwei Mauern eingezwängte, aber nach oben offene Treppe hinunter zum Schwimmbecken.

          Die Wände im Innern der Loggia weisen dieselbe Struktur auf wie die Außenmauern von Fallingwater: Sandsteinplatten sind überein- andergeschichtet, wobei sich Lagen ganz unterschiedlicher Dicke bil- den. Vor allem aber liegen die Kanten der Platten nicht auf einer Flucht, sondern stehen deutlich verschieden weit von der Mauer ab. So bildet sich keine glatte Oberfläche, sondern eine stark reliefartige Struktur, die die Körperhaftigkeit und Ursprünglichkeit des Steins fühlbar werden läßt.

          Der Boden der Loggia ist mit großen, ganz unregelmäßige For- men aufweisenden Steinplatten ausgelegt. Die Decke dagegen ist glatt verputzt und in derselben Farbe gestrichen wie alle Betonelemente des Hauses.

          Jenseits der beiden seitlichen Öffnungen verengt sich vor dem Besucher, der hier vielleicht einen Moment innegehalten hat, um den Übergang von draußen nach drinnen bewußt wahrzunehmen, die längliche Loggia zu einer tiefen Nische, an deren Ende die Eingangstür liegt. Doch das jetzt, da man in diese Nische tritt, deutlich fortschrei- tende Umgebensein von Wänden und der damit verbundene zuneh- mende Verlust von Außenlicht wird auf überraschende Weise kompen- siert: von einem bestimmten Punkt an zieht es den Besucher nicht mehr zurück, sondern vorwärts, denn das Licht kommt jetzt von innen.

          Die Türöffnung ist in genau demselben Stil gehalten wie sämt- liche Fenster- und Terrassentürfronten des Hauses: große Glasschei- ben werden von erdrot gestrichenen Stahlrahmen gehalten. Auch das Glas der in vier übereinanderliegende Rechtecke unterteilten Eingangs- tür ist vollständig transparent. Die Eingangsnische wird aber noch auf zusätzliche Weise von innen erhellt; über der flachen Betonplatte, die als Türsturz dient, schafft eine einzige, ebenfalls klare Glasscheibe, die ohne jeglichen Rahmen direkt in die rustikalen Mauern aus Sandstein- platten eingelassen ist, ein Oberlicht, das den Blick auf die Decke der Nische bis weit in den Innenraum hinein verlängert, in den sie sich ohne Bruch fortzusetzen scheint.

          Wird die Tür nun geöffnet, so zeigt sich vollends, daß das, was man in den Glasscheiben der Tür gesehen hatte, keine Spiegelung der Loggia war, sondern ein Teil vom Innenraum des Hauses: nicht nur der Steinfußboden, auch die Struktur der Wände setzt sich im Innern genau auf dieselbe Weise fort wie die Farbe der Betondecke.

 

 

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