VI. Bücher: Der Unterbau
Mit seiner nach Südwesten, zur Stadt hin gerichteten Hauptfassade gibt der Baukörper der Staats- und Universitätsbibliothek zwar den Eindruck von Weitläufigkeit, aber die Gliederung in viele kleinere Baueinheiten verhinderte doch, daß der Betrachter sich in seinem Anblick verloren fühlt. Die Nordfassade dagegen, zum Forum hin, zeigt sich kompakt, dominant und weitgehend verschlossen. Aber wenn die Ausmaße der Nordfassade auch diejenigen der anderen Bauwerke am Platz deutlich übertreffen, so sind sie geradezu bescheiden im Vergleich zu der östlich gelegenen Rückseite der Bibliothek. Der Besucher, der, etwa vom Forum kommend, in diese Richtung um das Gebäude herumgeht, ist überrascht, geradezu überwältigt von ihrer enormen Ausdehnung. Nicht nur die gewaltige Länge des Bauwerkes von 150 Metern kommt ihm hier zu Bewußtsein, sondern auch seine vertikale Bemessung. Zu den vier oberirdischen Geschossen kommen zwei Kellergeschosse hinzu, die dank großräumiger Erdabtragungen auf der Ostseite sichtbar – und daher auch natürlich belichtet sind. Aber auch dem Betrachter der Ostfassade bleibt noch ein drittes, unterstes Kellergeschoß ver- borgen. Die Gesamthöhe des Bauwerkes erstreckt sich somit über sieben Geschosse; nimmt man noch das Technikgeschoß auf dem Dach in der Mitte des Gebäudes hinzu oder die oberste Etage der Ro- tunde, sind es sogar acht.
Von beiden Seiten aus führen Fahrrampen vor der Ostseite des Gebäudes herunter, treffen sich in Gebäudemitte auf einem Absatz, um sich von ihm aus zu den beiden unteren Ecken der Fassade fortzu- setzen. Im Norden, auf der Seite des Forums, wird so die Zufahrt der Tiefgarage erreicht, die sich bis weit unter den Platz erstreckt; im Süden dagegen öffnet sich ein unterirdischer Innenhof, auf der Ebene des zweiten Untergeschosses südlich des Baukörpers gelegen, der durch eine große, kreisrunde Öffnung von oben natürlich belichtet wird. Ein einzelner, großer Baum wächst von unten in die Öffnung empor. Hier, im sog. Posthof, werden die Büchertransporter be- und entladen, die den Fernleihverkehr der Bibliotheken untereinander abwickeln. Die Göttinger SUB ist für dieses Netzwerk, aufgrund der Größe ihres Buch- bestands und ihrer zentralen Lage, ein wichtiger Knotenpunkt von über- regionaler Bedeutung.
Den eigentlichen Kern einer Bibliothek bilden naturgemäß ihre Bücherbestände. Im Neubau der SUB wurden diese zum ganz über- wiegenden Teil in den Kellergeschossen deponiert. Diese erreichen, einschließlich der Tiefgarage, die als Reserve für das weitere Anwach- sen der Bücherzahlen in den nächsten 15 Jahren gedacht ist, eine Länge von 200 Metern in Nord-Süd- und bis zu 75 Metern in West-Ost-Richtung. Nicht nur zum Forum hin, sondern auch unter der Finger- struktur auf der Südwestseite dehnen sich die unterirdischen Etagen wesentlich weiter aus, als es das aufgehende Bauwerk vermuten läßt. Weite Teile des südwestlich der Lesesäle befindlichen Parks sind auf diese Weise mit Büchermagazinen unterbaut. Eines von ihnen ist als sog. Freihandmagazin von den Lesesälen aus zugänglich, und jeder, der sich einen eigenen Eindruck von der Größe der Göttinger Buchbe- stände machen will, sollte nicht versäumen, es einmal zu durchschrei- ten.
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